PORTRAIT

LEA AHRENDT | EXOTIN UNTER DEN RANGIERSPEZIALISTEN

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Lea Ahrendt arbeitet als Rangierspezialistin bei SBB Cargo. In der Region Ostschweiz ist sie dabei die einzige Frau in einer Männerwelt. Wie ist es möglich, dass sie ihre Berufsentscheidung trotzdem noch nie bereut hat?

Ich treffe Lea an einem Montagmorgen am Bahnhof Frauenfeld, ihrer Arbeitsbasis. Die junge Frau in der knallorangen Rangierkleidung hat Ausstrahlung und eine ansteckende Fröhlichkeit. Sie sorgt zunächst dafür, dass auch ich mich für ein paar Stunden in einen Rangierer verwandle. Schliesslich hat sie extra Bewilligungen eingeholt, damit ich sie bei ihrer Arbeit begleiten darf. Wir überqueren die Gleise ohne Unterführung, was ich mir als Kundenbegleiter SBB natürlich nicht gewohnt bin. Ich staune nicht schlecht, als ein langer Militärzug mit Panzern und Armeelastwagen ganz nahe an uns vorbei rollt. Endlich besteigen wir den kurzen Güterzug, den Lea zusammen mit dem Lokführer nach Romanshorn bringen soll. Während der Fahrt auf dem Führerstand der Re 420 lerne ich Lea etwas kennen.

 

Körperliche Grenzen gesucht

Lea war froh, als sie endlich die Schule abgeschlossen hatte, in welcher sie Ausgrenzung und Mobbing erleben musste. Sie entschied sich für eine Lehre bei der Post und erwarb parallel dazu die Berufsmatura. Nach Lehrabschluss war für sie aber klar, dass sie einen Job wollte, «der mich näher an die körperlichen Grenzen bringt», wie sie erzählt. Gesagt, getan. Vor zwei Jahren absolvierte sie eine verkürzte Ausbildung zur Rangierspezialistin bei SBB Cargo. Nun arbeitet sie also als einzige Frau in einer ziemlich rauen OstschweizerMännerwelt. Wie kann das gut gehen?

«Ich wurde von meinen Arbeitskollegen grösstenteils positiv aufgenommen und ich habe mich schnell eingelebt. Natürlich kommen immer wieder dumme Sprüche, allzu heikel darf ich da nicht sein. Ich bin aber selbst auch nicht auf den Mund gefallen und kann mich wehren. Wenn es zu weit geht, sage ich es und es wird respektiert. Es ist nicht einfach, sich bei den Arbeitskollegen Respekt zu verschaffen. Aber wenn ich ihn einmal habe, dann kommt es richtig gut.»

Auf die Frage, auf welche Weise sie sich denn diesen Respekt verdiene, antwortet Lea unmissverständlich: «Mit Leistung!»

 

 Auf dem Rangierfeld

Unterdessen hat unser Güterzug den Rangierbahnhof Romanshorn erreicht. Hier werden einzelne Wagen abgestellt und andere an angehängt. Lea gibt dem Lokführer per Funk die nötigen Anweisungen, stellt Handweichen, schaltet auf einem Verladegleis mittels einer Erdungsstange den Strom ein, kuppelt und entkuppelt einzelne Wagen, fährt auf den kleinen Plattformen ein Stück mit, gibt Gewichte und Höchstgeschwindigkeiten der Wagen in ihr Tablet ein, kontrolliert Bremsen. – Ich bin beeindruckt, mit welcher Sicherheit sich Lea im Gleisfeld bewegt und wie alle Arbeitsabläufe sitzen. Die Funkverbindung ist kurzfristig schlecht, also wechselt sie routinemässig auf ihr Diensthandy. Als Leas neu zusammengestellter Güterzug für die Fahrt nach Sulgen bereit ist, funkt sie dem Fahrdienstleiter und fragt um Erlaubnis zur Abfahrt. In Sulgen kuppelt Lea unsere Wagen an einen schon bereitstehenden Zugteil. Dieser lange Güterzug wird später zum Rangierbahnhof Limmattal fahren, wo die einzelnen Wagen über den Ablaufberg rollen und ihrem Bestimmungsort zugeführt werden.

«Das fasziniert mich an meiner Arbeit: Da fährt ein Zug an dir vorbei, der bis 2500 Tonnen schwer und 750 Meter lang sein kann. Und du weisst, dass DU diesen vorbereitest hast und die Verantwortung dafür trägst!»

 

 Bei Gott ist kein Ding unmöglich

Von Sulgen dürfen wir mit einer S-Bahn als gewöhnliche Passagiere zurück nach Frauenfeld fahren. Nun redet Lea von ihrem Glauben: «Ich hänge meinen Glauben an Gott nicht an die grosse Glocke. Mit den Arbeitskollegen kommt es aber immer wieder zu Gesprächen, wenn es zum Beispiel darum geht, was ich am Wochenende vorhabe. Da erzähle ich dann von meiner Kirch-Gemeinde, der Life Church in Wil, und von meiner Jungschargruppe, den Royal Rangers, bei der ich als begeisterte Leiterin tätig bin. Dass ich glauben kann, empfinde ich als Privileg.» Auf der Fahrt zur Arbeit liest Lea meistens in der Bibel. Auch zwischendurch findet sie Zeit für ein kurzes Gebet. Nicht selten stellt sie im Nachhinein fest, dass sie gerade zu diesem Zeitpunkt Bewahrung bei ihrer nicht ungefährlichen Arbeit erlebt hat. So rutschte Lea einmal auf einem nassen Trittbrett aus und wurde einige Meter vom Zug mitgeschleift, ohne dass sie sich dabei verletzte.

Die Aussage aus Lukas 1, Vers 37, bewahrheitet sich immer wieder neu: Mit Gott ist es für Lea möglich, in einer Männerwelt ihre Frau zu stehen und eine fröhliche Nachfolgerin von Jesus zu sein!


NACHGEFRAGT

In meinem Berufsalltag schätze ich …
die tägliche Herausforderung und Verantwortung.

 Ich bin begeistert, wenn …
viele junge Menschen gemeinsam singen und Gott anbeten.

 Das fällt mir schwer:
Mich jemandem ganz zu öffnen.

 Ich bin begeistert, wenn …
viele junge Menschen gemeinsam singen und Gott anbeten.

 Das fällt mir schwer:
Mich jemandem ganz zu öffnen.

 Das Leben mit Gott ist …
begeisternd – und es macht Sinn!

 RailHope – Christen bei Bahnen und ö.V. bedeutet für mich:
Die Gewissheit, in meinem Umfeld als Christin nicht alleine zu sein.

 Ein Bibelvers, der mich begleitet:
Lukas 1,37: «Für Gott ist nichts unmöglich.» Diese Aussage begleitet mich seit meiner Taufe im Mittelmeer 2015!


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