RailHope im Gespräch
mit Kolleginnen und Kollegen.

DIE GROSSE WEITE WELT …
BERGSTEIGEN – REISEN –
ABENTEUER …

JOEL COOKE

Was macht eigentlich ein Kanadier in Österreich? Kanada ist doch viel schöner, oder? So lautete die wahrscheinlich meistgestellte Frage, die ich in den letzten 20 Jahren zu hören bekommen habe. Stimmt. Kanada ist wunderschön, aber Österreich ebenso. Lesen Sie, wie es dazu kam, dass ich hier gelandet bin.

 Von Joel Cooke

Ich hatte eine klare Vorstellung von einer Gegend, in der ich leben will, auch wenn sie 10.000 km entfernt liegen würde: Meine Liebe zu den Bergen, das Ski fahren, die Sehnsucht nach Entdeckung und Abenteuer, sowie ein Leben, das sehr stark im Glauben an Jesus Christus verankert ist, müssten sich darin wiederfinden können.

Behütete Kindheit

Mein Vater war Pastor einer Baptistenkirche in Niagara Falls/Ontario – und so war es selbstverständlich, dass wir als Familie jeden Sonntag an drei Gottesdiensten teilnahmen. Dazu gehörte auch, dass ich schon im Alter von sechs Jahren mit meiner Mutter in einem einfachen Gebet mein Leben Jesus Christus anvertraut habe. Am Samstag besuchte ich die Jungschar und am Mittwoch trafen wir uns zu einem Gebetskreis. Ein paar Jahre später, als ich zehn war, wurde ich von meinem Vater getauft. In dieser Regelmäßigkeit verlief mein Leben bis zum 18. Lebensjahr. Freilich waren mir als «bravem» Kind einer Pastorenfamilie einige Dinge verboten, die andere Kinder in diesem Alter erlaubt waren. Zum Beispiel war für meine Schwester und mich in die Disco gehen, Alkohol trinken und sogar «nicht-christliche» Musik hören, verboten. Trotzdem bin ich für diese solide, Gott zugewandte Erziehung, dankbar und habe ein gesundes Verständnis dafür, was es heißt, ein Leben mit Gott zu führen, welches in einer Beziehung zu Jesus Christus möglich ist.

Nach der High-School nichts wie weg

Nichtsdestotrotz konnte ich meinen HighSchool Abschluss kaum erwarten. Ich wollte weg, die große, weite Welt entdecken, auf hohe Berge klettern, im Winter das Skifahren genießen und mit Zug und per Autostopp durch Europa reisen. Ich hatte fast kein Geld und nicht wirklich eine Ahnung, wo es hingehen soll. Aber eine Woche nach meinem Schulabschluss buchte ich einen Flug nach Österreich. Wohin genau? Nach Schladming. Wieso ausgerechnet Schladming? Als Pastor bekam mein Vater immer wieder Werbung für verschiedene christliche Ausbildungsmöglichkeiten. Als ein Prospekt vom Tauernhof, einem biblisch-theologischen Seminar in Schladming, auf seinem Tisch lag, dachte er sich, das könnte für mich passen und zeigte es mir. Ich war begeistert: Bergsteigen, Ski fahren, Reisen, Abenteuer. Außerdem war es eine Chance, alles das was ich bis dato in meiner Kirche und von meinen Eltern gehört habe, woanders zu hören. Sozusagen eine Möglichkeit, meinen Glauben auf den Prüfstand zu stellen und selbst neu für mich entdecken, was mir meine Eltern immer vorgelebt und gepredigt haben.

Gesucht und gefunden

Der Tauernhof war eigentlich alles, wonach ich gesucht habe. Eine Christus zentrierte biblische Lehre, ein Blick in die große, weite Welt und ein Ort, wo man jeden Bergsport machen kann, den man sich vorstellen kann. Es hat mir so gut gefallen, dass ich gleich zwei Mal als freiwilliger Mitarbeiter zurückkam. Nach meinem zweiten Aufenthalt am Tauernhof war es für mich dann klar, dass ich gerne hier in Österreich bleiben würde. Also musste ich mir eine Arbeit suchen. Im Winter als Schilehrer, verschiedene Jobs für den Alpenverein, als Mitarbeiter auf Berghütten und als Schneeschuh-Wanderführer. Mir war jede Arbeit recht.

Ein Geschenk Gottes

Was mir damals wie ein Zufall erschien, ist heute ganz klar als die Auswirkung von Gottes Hand in meinem Leben erkennbar: Vor 18 Jahren lernte ich Tanja kennen. Bald schon war ich mir sicher, dass sie die Frau ist, mit der ich mein Leben teilen möchte. Nach unserer Hochzeit brauchten wir sehr viel Geduld, denn wir mussten sehr lange auf unser erstes Kind warten. Als Arthur 2011 geboren wurde, war das für uns eine riesengroße Gebetserhörung und Freude. Zweieinhalb Jahre später kam dann Victor zur Welt und ich fühlte mich wie der gesegnetste Mann auf der ganzen Welt.

Tiefer Frieden trotz Trauer

2018 durften wir uns auf ein weiteres Baby freuen. Dieses Mal sollte es ein Mädchen sein, namens Charlotte. Nach fast acht Monaten Schwangerschaft hörte Charlottes Herz auf zu schlagen. Es folgte für uns als Familie die mit Abstand härteste Zeit unseres Lebens. Eine gläubige Freundin hat uns kurz nach der Geburt von Charlotte gesagt, dass wir auch in schweren Zeiten Geschenke von Gott erleben können und dürfen. Sie hat uns ermutigt, offen zu sein, trotz unserer Trauer, für alles was unser Herr Jesus Christus für uns bereithält. Die Wahrheit ihres tröstenden Ratschlags hat sich offenbart, in einem tiefen Frieden in meinem Herzen und durch den Trost von Familie und Freunden. Das Versprechen unseres Herrn, dass wir unser kleines Mädchen eines Tages wiedersehen werden, bereitet uns eine riesige Freude. Ich werde meine Charlotte umarmen und sie hoch in die Luft werfen, mit ihr lachen und ihr Geschichten erzählen. In der Ewigkeit wartet ein Geschenk auf mich, welches die ganzen Tränen und den Herzschmerz zunichtemacht. Ich bin meinem Herrn unglaublich dankbar für sein Versprechen. Auf der Innenseite unserer Eheringe steht der Bibelspruch aus dem Kolosserbrief 1,17: «Und Christus ist vor allen Dingen und nur durch ihn hat alles Bestand.» Jesus Christus soll der Mittelpunkt aller Aspekte unseres Lebens sein und bleiben. Obwohl wir das nicht immer schaffen, versuchen wir diesen Vers als unser Leitbild zu behalten.

Später Umstieg zur ÖBB

Ach ja, wie bin ich überhaupt zur ÖBB gekommen? Es gibt Menschen, die Gott als laute Stimme gehört haben oder als leises Flüstern oder als einen Blitz aus heiterem Himmel. Bei mir war es der Sprecher in den Spätnachrichten, der davon berichtete, dass die ÖBB Lokführer sucht. Als

ich das hörte, wusste ich, es ist Zeit einen neuen Karriereweg einzuschlagen. Gewusst habe ich es, weil ich einfach einen Frieden verspürt habe. Einen Frieden, meine Arbeit loszulassen, die ich die letzten 18 Jahre gemacht habe. Und einen Frieden, das zu empfangen, was die nächsten 20 Arbeitsjahre mit sich bringen werden. Meiner Erfahrung nach hat mir neben Beten und Reden mit Familie und Freunden, eine einfache Frage immer wieder geholfen, wenn eine große Entscheidung zu treffen war: «Würdest du, Joel, enttäuscht oder erleichtert sein, wenn es die Möglichkeit des Neuen plötzlich doch nicht mehr gäbe?» Da die Antwort in dieser Frage «ja» war, sagte ich 2020 meinem langjährigen Arbeitgeber im Garten- und Landschaftsbau: «Danke für alles!» und fing, im Alter von 43 Jahren, in Salzburg mit der Ausbildung zum Bereitstellungstriebfahrzeugführer an. Jetzt bin ich fertig ausgebildet und sehr dankbar für alles was ich schon gelernt und erlebt habe und freue mich auf alles, was noch kommt.


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