Erich Wehrenfennig
DAS LEBEN IST ENDLICH …
Er ist Maschinenbauingenieur und war viele Jahrzehnte Eisenbahner. Nun ist Erich Wehrenfennig (74) im Ruhestand und blickt auf ein ausgefülltes Leben zurück. Als Ehemann und Vater von drei Kindern hat er immer im hessischen Wetzlar gewohnt, musste in seinem Verantwortungsbereichbei der Bahn viel reisen und war irgendwann dankbar, dass andere seine Aufgaben übernahmen. Alles schien sich in ruhigere Bahnen einzuspielen, bis es passierte.
Als junger Mensch lernte er als ein Praktiker den Beruf des Feinmechanikers in einem heimischen Unternehmen. Aber er wollte Ingenieur werden. Ein Stipendium ermöglichte ihm das Studium. Auf dieser neuen Basis tat sich in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Weg in die Deutsche Bahn auf. Sein Fachbereich Maschinenbau führte ihn in die Leitungsebene eines Bahnbetriebswerkes. Dort durfte er auch noch die Ausbildung zum Lokführer machen – er musste sich doch im Aufgabenbereich seiner Mitarbeiter auskennen. Aber alles stand unter dem Zeichen ständiger Veränderung. Er arbeitete in Dillenburg, Giesen, in Kassel und zuletzt als Infrastrukturbeauftragter bei DB Cargo in Mannheim. Damit waren weite Fahrten verbunden – und auch Bereitschaftsdienste hatte er lange Jahre wahrnehmen müssen. Das nagte an der Gesundheit, obwohl er seine Aufgaben gerne wahrgenommen hatte, weil er sich aufgrund seiner Gaben, seines Organisationstalentes und anderer Kompetenzen am richtigen Platz fühlte. Zuhause engagierte er sich in einer Kirchengemeinde, später einer Freien Gemeinde und in der regionalen Evangelischen Allianz. Sein Christsein bedeutete ihm schon immer viel. Er gab ihm hauptsachlich Ausdruck, indem er die biblischen Werte wie Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit lebte.
Ausstieg aus dem Beruf
Die sogenannte «Altersgrenze» bereits in Sichtweite mahnte ihn ein Arzt, dass sein Gesundheitszustand eher kritisch sei und er nicht mehr empfehlen könne, sich weiter den Herausforderungen des Berufs zu stellen. So konnte er «aussteigen» und sich um seine körperliche Konstitution kümmern. Er merkte, wie ihm das gut tat. Er kam immer mehr zur Ruhe. Im letzten Jahr war er wieder einmal auf dem Weg zu einem Arzt im örtlichen
Krankenhaus. Auf den letzten Metern davor setzte sein Erinnerungsvermögen aus und es kam erst sechs Tage nach dem Ereignis zurück. Andere berichteten ihm: Er brach ohne jegliche Anzeichen zusammen und verlor das Bewusstsein.
Zwei Mal Herzstillstand!
Zur selben Zeit hatte sich ein junger Narkosearzt, der auch eine Notarztausbildung hatte, auf sein Fahrrad geschwungen, um nach Hause zu fahren. Aus unerfindlichen Gründen hatte er «herumgetrödelt», obwohl er längst Dienstschluss hatte. Eine Minute nach dem Zusammenbruch stieg dieser Fachmann wieder vom Fahrrad ab und war bei Erich Wehrenfennig. Er stellte Herzstillstand fest und setzte die beste fachärztliche Behandlung ein, bis ein ganzes Notarztteam den Patienten mit ins nahe Krankenhaus nahm. Weil Erich seinen Patientenbrief in der Tasche trug, konnte sofort seine gesamte gesundheitliche Situation analysiert und er weiter richtig behandelt werden. Auf der Intensivstation musste man ihn nach einem weiteren Herzstillstand
erneut animieren. Immer wurden in den ersten vier Minuten Massnahmen ergriffen, so dass er heute keinerlei Nachwirkungen nach diesem massiven Einbruch hat.
Die Erwartung auf den Himmel
Erich Wehrenfennig zahlt inzwischen sein Leben mit 74 plus 1. Ihm ist neu bewusst geworden, wie «endlich» das Leben ist. Von «jetzt auf gleich» kann der Tod da sein. Er will noch viel mehr die Erwartung auf den Himmel stärken, auf den sich die freuen dürfen, die an Jesus Christus glauben. Er ist dankbar, dass dieses Wunder an ihm geschehen ist und so viele Christen in der Zeit seines Krankenhausaufenthaltes für ihn gebetet hatten. Warum er als einer von 8% der Betroffenen überleben durfte, weiss nur Gott. Die Zeit, die er nun hat, will er intensiver ausfüllen, bewusster mit seiner Frau und seiner Familie unterwegs sein und die schönen Dinge des Lebens geniessen. Er will ein Ohr für Gott haben, um zu verstehen, wo er ihn in der ihm verbleibenden Zeit gebrauchen will und wofür sein Herz nach dem Stillstand nun noch schlagen soll.
(Von Jürgen Schmidt, Giessen)
Von Jürgen Schmidt, Giessen