Fernando Lehner
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn: Eine Erlebnisbahn
Die «Matterhorn Gotthard Bahn» (MGBahn) zählt zu den Meterspurbahnen und verbindet das Wallis mit Graubünden. Der Furkatunnel mit 15,4 km ist der längste Tunnel auf dem rund 144 km grossen Streckennetz, welches auch die Gornergratbahn beinhaltet. Der weltweit bekannte Glacier Express wird gemeinsam von der MGBahn und der Rhätischen
Bahn betrieben. Fernando Lehner ist seit 2012 der Geschäftsführer der MGBahn. Er ist verheiratet, Vater von zwei Töchtern und wohnt im Lötschental.
Herr Lehner, Sie sind seit 2012 als Geschäftsführer bei der MGBahn tätig. Welche Tätigkeiten haben Sie vorher ausgeübt?
Angefangen habe ich mit einer Lehre als Mechaniker. Danach habe ich ein Ingenieurstudium absolviert und fand bei der Lonza, dem grössten Arbeitgeber im Oberwallis eine erste Anstellung. Innerhalb des Betriebes war ich in diversen Funktionen tätig, unter anderem als Leiter der Abteilung Instandhaltung und Engineering Services. Als 2003 aus dem Zusammenschluss der Furka Oberalp Bahn und der BVZ Zermatt-Bahn die Matterhorn Gotthard Bahn hervorgegangen ist, habe ich dort zunächst als Leiter für das Rollmaterial begonnen und später zusätzlich den Einkauf übernommen. Seit 2012 bin ich nunmehr als Geschäftsleiter verantwortlich für die Gesamtunternehmung. An dieser Aufgabe schätze ich, dass ich kreativ Einfluss nehmen und mit Verantwortung Dinge verändern kann. Das war bei der Lonza aufgrund der Vorgaben aus Basel und Amerika in dem Ausmass nicht möglich.
Wie ist die MGBahn heute im Bahnland Schweiz positioniert und welche Zukunftsperspektiven gilt es zu verfolgen?
Unsere Vision ist, Erlebnisbahn Nummer 1 zu sein! Wir sind sehr gut positioniert in der Bahnlandschaft: Der zu 80% touristische Regionalverkehr hat einen im Vergleich sehr guten Kostendeckungsgrad. Mit dem Glacier Express und der Gornergrat Bahn haben wir zwei touristische Top-Produkte und durch Beteiligungen an den Zermatt Bergbahnen und dem Matterhorn Terminal Täsch sowie dem weiteren Geschäftsbereich Immobilien sind wir sehr breit aufgestellt. Wir sind ein gesundes Unternehmen.
Welche Auswirkungen wird das Tourismusprojekt des ägyptischen Investors Samih Sawiris in Andermatt auf die MGBahn haben?
St. Moritz und Zermatt sind zwei Top Destinationen und in der Mitte liegt Andermatt. Samih Sawiris investiert viel Geld in Andermatt, um seine touristische Attraktivität nachhaltig zu gestalten. Andermatt wird sicher anders sein als St. Moritz oder Zermatt, aber es wird einen eigenen Charme entwickeln. Es sind bereits viele Millionen durch Sawiris in eindrucksvolle Hotelanlagen investiert worden. Das zieht nach sich, dass die umliegenden Hotels, Bars mitziehen, investieren, renovieren, neue Ideen generieren, um so die Attraktivität zu steigern. Wir werden in den Bahnhof Andermatt investieren, diesen mit Einkaufsmöglichkeiten neu gestalten und modernisieren.
Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit mit Samih Sawiris und ist ein nachhaltiger Erfolg sichtbar?
Wir arbeiten sehr eng mit ihm zusammen. Es gibt regelmässige Treffen mit herausfordernden Diskussionen, aber stets fair. Als Person ist Samih Sawiris eine absolut faszinierende Persönlichkeit. Wo wir aus unserer Mentalität bei einem neuen Projekt eher nur die Probleme und Kosten abwägen, sieht er die Chance, geht Schritte voraus und löst die Probleme. Obwohl vielleicht erst nach 10 – 15 Jahren eine Rentabilität sichtbar wird. Welcher Investor tut dies heute?
Welche ermutigende Aussagen oder Lebensweisheiten von Ihren Eltern sind Ihnen bis heute wichtig geblieben?
Meine Eltern waren immer Vorbilder für mich. Unter anderem haben sie mich gelehrt, nie etwas von anderen zu verlangen, was man nicht selber bereit ist zu tun. Für meine Eltern war wichtig, sich in der Gemeinschaft einzubringen, mitzuhelfen, in guten und schlechten Zeiten. Das hat mein Leben und meine Sichtweise positiv geprägt.
Beruf, Ehepartner und Vater sind herausfordernde Rollen. Wie gelingt es Ihnen diese unter einen Hut zu bringen?
Als Unternehmensleiter bin ich rund um die Uhr für das Unternehmen da. Das habe ich so gewählt. Aber die Familie hat nach wie vor einen ganz hohen Stellenwert für mich und ich bin für sie immer erreichbar. Meine Kinder werden erwachsen, sind viel unterwegs und trotzdem geniessen wir wann immer möglich die Zeit als Familie.
Was würden Sie tun, wenn Sie 1 Jahr mit gleichem Lohn frei hätten?
Ich würde Ihren Job als Zugchef SBB machen! (breites Gelächter)
Welche Bedeutung hat für Sie die Freizeit und wie gestalten Sie diese?
Ich gehe gerne in die Berge – sowohl im Winter zum Skifahren als auch im Sommer zum Wandern, einfach die Natur geniessen. Und ich mache gerne Städtereisen, am besten mit der Familie, beispielsweise nach Berlin oder Barcelona oder andere Metropolen.
Wann haben Sie das erste Mal den Namen RailHope gehört?
Als sie mir die Interview Anfrage zugestellt haben. Vorher hatte ich nichts gehört.
Gab es in Ihrem Leben, Christen in Ihrem Umfeld,die Sie beeindruckt haben?
Der neue Papst. Durch seine Einfachheit, Bodenständigkeit und Menschenfreundlichkeit. Er hat seine Wurzeln nie verleugnet. Er ist ein nahbarer Papst. Ein Gardist den ich persönlich kenne, erzählte mir, dass der Papst ihm beim Nachtdienst selbst Kaffee gebracht und mit ihm ein Gespräch geführt hat. Dieser Papst lebt die christlichen Werte vor. Beeindruckend!
Wie wichtig ist Ihnen die Nächstenliebe, Wertschätzung und Respekt?
Das ist mir sehr wichtig, ehrlich und authentisch und trotzdem fair zu sein!
Was kann RailHope zur positiven Entwicklung der MGBahn beitragen?
Wenn RailHope dazu beitragen kann, Menschen zu begegnen, sie glaubwürdig zu unterstützen, geprägt von einem Klima der Wertschätzung und Vertrauen, dann ist das sehr wertvoll. Ich finde es gut, dass Mitarbeiter von RailHope sich für Menschen, unabhängig von der Herkunft oder Religion einsetzen, um ihnen etwas Gutes zu tun, mit dem Herzen dabei zu sein.
Herr Lehner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
Das Interview führte: Marco Sutter
Interview-Antworten widerspiegeln nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion