Engel für Schottische Eisenbahner (Nicola Conçalves, England)

NicolaDen schottischen Eisenbahnern dienen zu dürfen ist ein grosses Vorrecht für mich. Jeden Tag darf ich unterwegs sein, um die Liebe von Jesus zu interessierten Angestellten der Bahn und der Transportpolizei zu bringen und ihnen das Gespräch anzubieten. Aber ich war nicht immer eine solch willige Dienerin Gottes …

Von Nicola Conçalves

Als ich jünger war, glaubte ich ein gutes Leben zu führen. Ich respektierte meine Mitmenschen und tat nichts Schlechtes. Gleichzeitig war ich umgeben von Menschen, die wünschten, dass ich an Gott glauben würde. Ich befürchtete jedoch, dass ich mein Leben ändern müsste, wenn ich an Gott glaubte – und dass wollte ich nicht. Aber Gott hatte andere Pläne für mich!
Meine Familie war Mitglied der Presbyterianischen Kirche, und als kleines Mädchen ging ich regelmässig zur Sonntagschule. Meine Tante war Missionarin in Übersee, und sie schickte mir laufend Bibeltexte, Bücher, Briefe – für ein Kind wie mich, das an Gott nicht interessiert war, übte dies grossen Druck aus. Meine Eltern sagten mir, ich würde die Familie blamieren, wenn ich nicht zur Kirche käme, also ging ich widerwillig mit.
Als Jugendliche wurde ich dazu ermutigt, selber Sonntagschulunterricht zu geben, und so konnte ich der Kirche wieder nicht den Rücken kehren! Normalerweise wird man in unserer Kirche mit 15 Jahren konfirmiert. Aber als ich an der Reihe war, sagte ich meiner Tante, dass ich nicht wirklich glaubte und dass es deshalb heuchlerisch wäre, mich konfirmieren zu lassen.

Gott, gibt es Dich wirklich?

In einer einsamen Nacht, als ich mich traurig fühlte und nicht wusste, was ich tun sollte, sagte ich: «Gott, wenn es Dich wirklich gibt, dann zeige Dich mir!» Natürlich passierte nichts, und ich dachte: «Ich werde wahrscheinlich nie zum Glauben finden und deshalb muss ich – glücklicherweise – auch mein Leben nicht ändern. Auch werde ich so nie Missionarin werden müssen …»
Einige Jahre später lud eine Freundin mich zu einem Jugend-Weekend ihrer Kirchgemeinde ein. Der Redner sprach während des ganzen Wochenendes von Dingen, die ich bereits gehört hatte. Ich entschied mich, mein Herz verschlossen zu halten weil ich es satt hatte, ständig unter dem Druck zu stehen, Christ werden zu müssen. Ich ging dem Redner aus dem Weg, obwohl er sich sehr um mich bemühte. Irgendwann bekam er mich aber trotzdem zu fassen und gab mir ein Büchlein mit dem Titel «Reise ins Leben». Er sagte: «Bitte lies das hier. Ich weiss zwar, dass Du das nicht tun willst, und ich will Dich auch nicht zwingen – aber wer weiss?»
Das erste Mal spürte ich, dass ich eine eigene Entscheidung treffen konnte, und so beschloss ich, das Büchlein zu lesen. Auch wenn darin erneut alles wiederholt wurde, was ich bereits gehört hatte, konnte ich nicht leugnen, dass es Sinn machte. Ich hörte eine Stimme in meinem Inneren die sagte: «Es geht nicht um Deine Familie oder darum, zu etwas gezwungen zu werden. Es geht darum zu begreifen, was ich für Dich getan habe als ich für Dich starb. Ich liebe Dich, mit all’ Deinen Stärken und Schwächen. Glaube und vertraue mir, und ich will Dich an Orte hinführen, die Du Dir in Deinen kühnsten Träumen nicht auszudenken vermagst.» Ich befahl meinen Gedanken zu schweigen, aber Gott liess nicht locker.

Das Lied, das mein Herz berührte

Später an diesem Tag stimmte ich in das gemein­same Singen ein. Der Gast­referent schaute mich an und sagte: «Ich möchte ein Lied für eine ganz bestimmte Person unter uns singen. Bitte hört einfach mal zu». Als er zu singen anfing, trafen die Worte wie Pfeile in mein Herz. Ich konnte zum ersten Mal klar erkennen, worum es wirklich ging und dass ich ohne Gott nichts erreichen konnte. Ich erkannte, dass es da eine Barriere gab: Gott war rein und stand hoch über mir – und ich war unrein und lebte hier unten. Die einzige Möglichkeit, in eine persönliche Beziehung zu ihm bekommen, war es daran zu glauen, was Jesus am Kreuz für mich getan hatte.
Einige dieser Worte, die mein Leben so sehr verändert haben, möchte ich mit Euch teilen, sie stammen aus dem Lied «Oh Lord, You’re Beautiful» von Keith Green:
«Oh HErr, Du bist so wunderbar (wunderschön), Dein Gesicht suche ich. Wenn Deine Augen auf Deinem Kind ruhen, spürt es ringsherum Deine Gnade. Ich will Deine Worte aufnehmen und überall weitergeben, aber zuerst musst Du, HErr, mir helfen, sie zu erleben. Und wenn ich es richtig mache, hilf mir, die Ehre dafür nicht für mich zu beanspruchen. Mein Lohn soll es sein, dass DU verherrlicht wirst!»
Und damit begann eine unglaubliche Reise: Hell und dunkel, schwarz, weiss und grau, aber auch farbig kommen darin vor – alle Farben bunt zusammengewürfelt zu einem grossen, unordentlichen Wandteppich…
Seither habe ich viele beeindruckende Personen getroffen, die mich jede Menge über das Leben und über Gottes Gnade gelehrt haben. Darunter waren auch Menschen, die an HIV oder AIDS litten, obdachlose Prostituierte in einer Gassenküche, Kinder in einer Jugendstrafanstalt, einige davon sogar des Mordes angeklagt. Ich habe die Gemeinde von Jesus in den verschiedensten Formen kennengelernt, durfte an einem Gottesdienst in einem Haus auf Stelzen bei Eingeborenen im Amazonas-Gebiet teilnehmen, war aber auch Teil einer Fernsehaufzeichnung fürs Fernsehen während der Olympischen Spiele in Sydney.

Zweifel an Gottes Wegen

So hat das Leben mich inzwischen gelehrt, Einfühlungsvermögen für die Eisenbahner zu entwickeln, denen ich jetzt dienen darf. In der Vergangenheit war ich arbeitslos, verheiratet, geschieden, und ich hatte auch schon mit Depressionen zu kämpfen. Ich kannte Zeiten grosser Zweifel an Gottes Wegen – und trotzdem durfte ich am Glauben festhalten, dass ER jederzeit alles in Kontrolle hatte!
Ich habe, oft durch schmerz­hafte Erlebnisse, gelernt, dass es bei unserer Lebensreise letztlich nicht um uns geht, sondern um Gottes Absichten mit uns und durch uns. In Römer 8,28 steht: «Wir wissen, aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen!»

Gott ist da!

Mir ist klar geworden, dass Gott immer hört und antwortet, wenn wir nach ihm fragen – auch dann wenn wir nicht sicher sind, ob er wirklich da ist… Nur erfolgen seine Antworten oft später oder ganz anders, als wir es uns gewünscht haben. Gott war bei mir, durch alle Zeiten hindurch in denen ich nicht glaubte, er ging neben mir, führte mein Leben. Ich habe das Vorrecht, viele Dinge erlebt zu haben, die nicht viele andere erleben dürfen, und ich bin durch schmerzhafte Prozesse gegangen die es mir heute erlauben, anderen zu dienen die in Not sind.

Leben als Chaplain

Als Railway-Chaplain (Seelsorgerin für Eisenbahner) arbeiten zu können empfinde ich gleichzeitig als Vorrecht, aber auch als grosse Verantwortung. Wir sollen unseren Glauben anderen nicht aufdrängen, sind jedoch aufgefordert, so zu handeln zu reden dass wir Die Liebe von Jesus ausstrahlen.
Wir können eine gute Saat in die Leben unserer Mitmenschen ausstreuen, und wir können ihnen echte Hoffnung vermitteln, wenn sie mitten in den Turbulenzen ihres Lebens stehen. Gott hat mich – trotz oder gerade wegen meiner eigenen Entgleisungen, Umwegen, Verspätungen und ausserordentlichen Halten – in die Welt der Eisenbahn gerufen, und ich glaube, ich soll all diese Erfahrungen nun nutzen, um IHM zu dienen.
Bitte besucht doch mal die Homepage der British Railway Mission, dort findet Ihr mehr Informationen über unsere Arbeit:

www.railwaymission.org

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