Sarahu Abinaya wurde in eine Hinduistische Familie geboren und arbeitet heute als Fahrkartenkontrolleurin bei der «Southern Railway» in Chennai, Indien. Ihre Lebensgeschichte gehört zur Kategorie: Gott schreibt seine Geschichte durch Menschen.
Von Sarahu Abinaya
Übersetzung: Daniel Saarbourg
Mein Vater starb bei einem Unfall, als ich drei Monate alt war. Meine Mutter hatte mich aber so liebevoll aufgezogen, dass ich meinen Vater nie vermisste. Es war grossartig mit ihr und ich dachte, dass so das wahre Leben wäre. Sie gab mir immer das Beste und ich wurde von ihr und ihrer Familie sehr verwöhnt. Als ich sechzehn Jahre alt war, starb sie viel zu früh an Krebs. Ich war sehr überrascht, als mein Leben nach ihrem Tod vollkommen umgekrempelt wurde. Hatte sie mich früher stets verwöhnt, nutzte meine Familie nun jede Gelegenheit um Kontrolle über das von meiner Mutter, dieser Witwe, hart erarbeitete Geld zu bekommen. Sie hatte es eigentlich dafür bestimmt, mir als ihrer einzigen Tochter die besten Chancen im Leben zu geben. Anstatt sich um mich zu kümmern, versuchten meine Verwandten ihrerseits mein Mitleid zu erregen. Fünf lange Jahre war ich ein Spielball meiner Familie und eines Vormunds.
Meine College-Zeit
Gott hatte den wunderbaren Plan, dass er mich in einer christlichen Organisation bis zu meinem Bachelor-Abschluss in Informatik studieren liess. Jesus begegnete mir ganz einzigartig durch meine Studienkameradin Babitha. Drei Geschenke von ihr änderten mein Leben von Grund auf. Als erstes schenkte sie mir eine Spruchkarte mit einem Vers aus der Bibel. Damals kannte ich nur ihren Namen – aber Jesus Christus sprach mit ihr über mich. Ihre Freundschaft zu mir war nicht zufällig, sondern gehörte zum grossartigen Plan Gottes. Im letzten Jahr meines Studiums litt ich besonders unter dem furchtbaren Einfluss meiner Verwandten und weinte sogar an der Hochschule von morgens bis abends. Meine wunderbare Studienkollegin Aparanaa, die während der ganzen College-Zeit neben mir sass, hörte sich alle meine Sorgen an. Sie kam wie ich ursprünglich aus einer Hinduistischen Familie. Im dritten Jahr unseres Studiums war sie Jesus begegnet und hatte sich taufen lassen. Immer wieder sagte sie: «Vertraue auf Jesus und dann wird dir geholfen!» Ich habe mich stets gewehrt: «Versuch’ mich bitte nicht zu bekehren!» Sie antwortete: «Mal sehen, wie lange du dabei bleibst, denn ich glaube, dass du eines Tages auf meiner Seite sein wirst.» Lange habe ich nicht hören wollen und meine Ohren waren taub für Gott – aber er hat den perfekten Zeitpunkt für alles.
Harte Zeiten
Das letzte Semester vor meinem Universitätsexamen war sehr hart. Meine Familie hatte mich mittlerweile vollkommen im Stich gelassen. Ich fürchtete mich vor dem Tod, denn einer meiner Verwandten hatte mich verflucht: ich würde an Krebs sterben wie meine Mutter. Ausser ihrem Haus war alles, was sie für mich erarbeitet hatte, verbraucht. Meine Mutter hatte mich als Königin gesehen, nun war ich zur Sklavin geworden. Nach ihrem Tod musste ich bei meinem Vormund wohnen und das Haus verwaist zurücklassen. Erst vier Jahre später konnte ich wieder einziehen. Es ging das Gerücht um, dass viele Geister in den letzten Jahren darin gehaust hätten. Meine Verwandten und der Vormund verfluchten mich und behaupteten, mein Haus wäre verhext. Ich könnte darin nicht leben sondern würde sterben. Davon beeindruckt begann ich mit religiösen Hindi-Bräuchen und fing an, täglich die Götzen in meinem Haus anzubeten. Ich wollte mich dadurch vor diesen Flüchen schützen. Ich bat die Götzen um Hilfe – aber ich musste frustriert feststellen, dass es nicht half. Es gab keinen Menschen, der mich getröstet hätte. Niemand sagte, dass ich mir keine Sorgen machen müsste – im Gegenteil, sie kamen und bettelten mich um Geld oder etwas zu Essen an. Ich fing an zu zweifeln, ob es denn überhaupt einen Gott gäbe. Weder die Götzen noch irgend ein Mensch wollte meinen Hilferuf hören. Es ist wahr, was die Bibel über die Götzen sagt: Obwohl sie einen Mund haben, können sie nicht reden, obwohl sie Augen haben, sehen sie doch nicht! Mit ihren Ohren können sie nicht hören. (Psalm 115, 5–6). Weiter heiss es dort: Vertraut auf den Herrn, er allein gibt euch Hilfe und Schutz. (aus Psalm 115,11) Und dieser Herr hörte mich und schickte Babitha zu mir. Einen ganzen Tag war sie bei mir und ich konnte ihr mein Herz ausschütten. Gott sprach durch sie direkt in meine Situation hinein: «Suche die Hilfe nicht bei den Menschen sondern bei Jesus Christus, Gottes Sohn, der dich so sehr liebt. Nur er kann dir helfen. Halte dich an seine Zusagen!» Zum Abschied schenkte sie mir eine Bibel – mein zweites Geschenk. Eines Abends, als ich wieder mal weinte, sagte ich zum Gott der Bibel: «Wenn du der wahre Gott bist, dann sprich zu mir durch dein Wort in der Bibel! Dann schenke mir Halt, lieber Gott, erlöse mich aus diesem Elend! Ich brauche endlich mal was Positives und habe genug von all’ diesen Flüchen!» Ich fing an im fünften Buch Mose, Kapitel 26 zu lesen: «Ihr werdet nun in das Land kommen, das der Herr, euer Gott, euch zum Besitz gibt. Ihr werdet es einnehmen und euch darin ansiedeln.» Ich musste gleich an das Haus meiner Mutter denken, als ich von diesem Land las. In der tamilischen Bibel-Übersetzung steht sogar etwas von einer ‹Unabhängigen Nation›! Ich las weiter, unter Anderem darüber, dass wir Menschen unsere Errungenschaften auch mit Bedürftigen teilen sollten. Ich verstand aber nicht wie das konkret gemeint war und fragte Gott danach. Wieder hörte er mich indem er Babitha erneut zu mir schickte. Sie lud mich ein, mit ihr in die Kirche zu gehen. Zuerst wehrte ich mich heftig, gab aber dann nach und versprach, wenigstens einmal mitzukommen.
Endlich frei
Im Gottesdienst predigte der Pastor ausgerechnet über das Thema «Teilen mit Bedürftigen» und beantwortete ganz erstaunlich meine Frage, die ich Gott gestellt hatte. Gebannt lauschte ich seiner Predigt und fing an, jede Woche in die Kirche zu gehen, um Gottes Wort zu hören. Ich verstand immer mehr davon und wurde frei von meinen Lasten: Von den Flüchen meiner Verwandten und des Vormundes, dass ich in meinem Haus oder an Krebs sterben würde. Gott kaufte mich aus dieser Sklaverei durch seine Gnade frei – genau wie er das Volk Israel aus Ägypten frei gekauft hat: «Der Herr selbst wird für euch kämpfen. Bleibt ganz ruhig!» (Die Bibel, 2. Mose 14,14.) Dieser Vers wurde in meinem Leben Wirklichkeit. So wurde die NewLife-Kirche zu meinem dritten Geschenk. Im Oktober 2014 liess ich mich dort taufen. Und meine Studienkollegin Aparnaa hatte tatsächlich Recht behalten: heute beten wir gemeinsam in der selben Kirche!
Arbeit bei der Bahn
Unmittelbar danach startete ich bei der «Southern Railways» meine Karriere als Fahrkartenkontrolleurin. Schon während der Ausbildungszeit hat Gott mich wunderbar geführt und mir die Treffen der christlichen Eisenbahner gezeigt. Der Chef meiner Ausbildungsstelle, Mr. Vijaya Sekaran hat mir von den Eisenbahner-Gebetstreffen erzählt, die regelmässig in der Mittagspause stattfinden. Nach meiner Ausbildung durfte ich am 24. Dezember 2014 in Chennai mit meiner Arbeit anfangen. Am selben Tag besuchte ich das Gebetstreffen. Der pensionierte Bahnhofsvorsteher, der das Gebet organisierte stellte mich dem Gastreferneten ArulRaj vor, welcher der IRM-Repräsentant von RailHope India ist. Dieser gab mir ein Mikrofon in die Hand und bat mich, das Treffen mit einem Lied zu beginnen. So hatte ich in der einen Hand meine Ernennungsurkunde und in der anderen Hand ein Mikrofon, um den HERRN JESUS zu loben. Seither besuche ich jede Woche das Gebetstreffen. ArulRaj war es auch, der mich auch dazu brachte, an der IRM-Konferenz in Goslar im Sommer 2016 teilzunehmen. Im letzten November wurde ich bei der Fahrkartenkontrolle von einem gewalttätigen Fahrgast aus dem fahrenden Zug gestossen. Es ist ein grosses Wunder, dass ich diesen Sturz mit verhältnismässig kleinen Verletzungen überlebt habe.
Ich danke Gott dafür, dass er mich wunderbar auf dem Weg leitet, der in die Ewigkeit führt.